Das Buch als Möbelstück oder: judge my book by its cover!
Verfasst von Peter J. Dobrovka
Datum: 14. Februar 2005
 
Es ist ein Sprichwort, daß man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen soll. Nichtdestotrotz erfreut sich genau dieses Phänomen einer großen Beliebtheit.
Man kann nun dagegen wettern oder sich damit arrangieren, wir haben uns für letzteres entschieden und bemühen uns, erstklassige Cover zu produzieren.
Auch der Autor dieser Zeilen ist nicht ganz frei davon, beim Anblick eines stümperhaften Einbandes die Flucht zu ergreifen, aber immerhin habe ich in letzter Zeit einige Bücher trotz ihres schaurigen Äußeren gelesen, und sie waren dann auch noch gut. Gerne würde ich die Titel nennen, doch liefe ich damit Gefahr, abgemahnt zu werden. Natürlich nicht, weil ich den Inhalt als gut bezeichnet habe, sondern weil mir der Einband nicht gefiel.
Ich schweife mal wieder ab.

Angeblich ist die Kaste der Buchhändler am strengsten, was das Beurteilen eines Buches nach seinen äußeren Parametern angeht. Und tatsächlich habe ich von einem solchen das erste Mal in meinem Leben gehört, daß ein Buch "angenehm schwer" sei, und daß es unvorteilhaft sei, wenn auf den Buchrücken der Bücher unseres Verlages die Logos auf unterschiedlicher Höhe wären. Wenn jemand ein Sammler sei und unsere Bücher nebeinander aufreiht, sähe das schief und häßlich aus.
Ich achte seitdem darauf, daß zumindest bei Büchern innerhalb einer Reihe die Logos auf dem Buchrücken immer auf demselben Platz sind.

Aber auch die Leser scheinen durchaus Ansprüche zu stellen. Ganz offensichtlich scheint der überragende Erfolg von "Hämoglobin" auf das auffällige und ungewöhnliche Titelbild zurückzuführen sein. Währenddessen sind die Cover der anderen im Oktober 2004 erschienenen Bücher bestenfalls "nichts Besonderes".
Umgekehrt bin ich schon mehrfach gefragt worden, ob man das Buch "Dämonentränen", welches der dritte Teil des Anderwelten-Zyklus ist, auch lesen könne, wenn man Teil 1 und 2 nicht kennt. Ausschlaggebend war die Veröffentlichung des Covers - lange, bevor auch nur ein Wort darüber verloren wurde, was denn eigentlich drinsteht.
Auch das Buch "Nachts" wurde schon zweimal mit dem Vermerk vorbestellt, das Cover sei so genial, man habe nicht widerstehen können.

*seufz* Sind wir alle wirklich so oberflächlich? Verdammt! Aber ich versprach, nicht zu wettern. Stattdessen werde ich mich drum kümmern, daß unsere Cover tipptopp sind. Letztes Jahr gab es da einige kleinere Probleme mit Grafikern (siehe Artikel "mißlungene Cover und andere Katastrophen"), die sich aber hoffentlich nicht wiederholen werden.

Noch mehr hermachen als unsere Taschenbücher würden natürlich Hardcover. Und es sind auch zwei in Arbeit, allerdings verzögert sich das aufgrund einer Erkrankung des Autors auf unbestimmte Zeit. Hardcover sind aufwendig in der Produktion, entsprechend teurer, machen sich im Bücherschrank dafür jedoch auch umso schöner. So ein Buch kann tatsächlich die Funktion eines dekorativen Möbelstücks erfüllen. Stellen sie sich ein Bibliothekszimmer vor, mit hohen Regalen, und darin lückenlos tausende Bücher mit altehrwürdigem Aussehen. Wenn Sie das kalt läßt, ist das zwar okay, aber vielen läuft bei dieser Vorstellung ein wohliger Schauer über den Rücken.
 
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